Beziehung, Liebe und Wut - Ein Lavastrom, der sich in das Meer ergießt.

Die Liebe…

Wir betreten diese Welt und suchen Kontakt. Vom ersten Moment an sind wir soziale Wesen, brauchen Schutz und Körperkontakt, Anregung und Ruhe, ein gutes Miteinander in unserer Umgebung. Wir sind zutiefst angewiesen darauf, dass auch unsere sozialen unsere Bedürfnisse erfüllt werden.

Doch als Babies sind wir auch mächtig! Wir bewegen eine Menge – durch unseren Atem, unsere Verdauung, unsere Äußerungen, unser Wollen. Und dabei verströmen wir nur unsere Liebe und setzen unsere Entschlossenheit ein. Wir brauchen nicht nur, wir verschenken uns auch.

Und das bleibt unser ganzes Leben so. Klar, unsere Bedürfnisse verändern sich, immerhin wachsen und lernen wir, erwerben uns Lebenserfahrung, können uns selbst schützen, unser Leben und unsere Umgebung mehr und mehr gestalten…

Ach ja – und die Welt wirkt auf uns. Unsere Eltern, unsere Familie, das soziale System, in das wir hineingeboren wurden. Und wir werden älter, gehen da ’raus und das System wird größer und komplexer und verändert sich ständig. Wir suchen Orientierung, schaffen uns Fixpunkte, geistig und emotional (Lieblingsmenschen) und physisch (eine Lieblingslandschaft beispielsweise).

Und immer noch verströmen wir nur unsere Liebe und setzen unsere Entschlossenheit ein. Wir sind friedlich und aufgeregt, wütend, glücklich und traurig, waten durch tosendes Wasser, lassen uns von der Sonne trocknen, gehen entspannt weiter. Wir halten uns selbst und andere, haben nichts unter Kontrolle und leben in Güte, Angriffslust und Dankbarkeit in einer liebevollen und lebendigen Umgebung.

Kurzum: wir sind in der Tiefe verbunden, sind einverstanden mit uns selbst und den Wechselhaftigkeiten des Lebens und unseren Beziehungen.

Oder?

Wohin mit den Brutalitäten, die wir vielleicht erlebt haben, verdeckte oder offene Demütigungen? Wie oft sind wir beschämt worden, unbewusst, auch unabsichtlich, bisweilen jedoch direkt vorsätzlich!

Manche haben Lebensabschnitte zwischen Vernachlässigung und Übergriffen erlebt. Und dann kann es zuviel gwesen sein, es hat zu weh getan; vielleicht ist sogar innerlich etwas zerbrochen, nicht mehr spürbar.

…und der Zorn

Doch davor, vor dem Nicht-Spüren war sie noch da: die Wut über die Gemeinheit, die Ungerechtigkeit, den Schmerz! Eine gesunde Wut, die stark und wissend ist über das, wie es eigentlich sein sollte! Was nie passieren darf oder was so sehr fehlt. Wo die Grenzen sind.

Noch als Erwachsene ist diese Wut für Viele verboten. Sie war zuviel, zu laut, zu nah an der Wut der Bezugspersonen, die sie sich ihrerseits nicht erlaubt haben. Irgendwie gefährlich. Und was gefährlich ist, löst Angst aus, muss bekämpft und eingesperrt werden.

Der frühe Zorn, der Kinderzorn, der völlig unintellektuelle, unargumentierbare, unerklärbare lebendige Zorn muss in den Keller und wird in Schach gehalten. Sonst droht der Liebensentzug, das Verstoßenwerden, der Sturz aus dem Nest. Vielleicht sogar körperliche Bestrafung.

So ensteht die Selbstkontrolle als Wache vor der Kellertüre. Und dahinter tobt der gerechte, feurige Zorn, der aus einem guten Grund der Selbstachtung oder Selbstverteidigung entstanden ist. Er kann sich nicht verabschieden und nicht integrieren in seiner Isolation. Er ist allein, aus dem Fühlen im Alltag ausgeschlossen und wandelt sich langam zu einem unterschwelligen Groll, der im Laufe der Jahre vergisst, wodurch er ursprünglich entstanden ist. Der Zorn als Kellerkind.

Die Wachen wechseln sich ab, werden stärker – doch der alte Zorn ist immer noch da und wartet auf Erlösung und Begegnung. Und dass er letztlich gehen darf.

Und was jetzt?

Rede mit deinen Wachen vor der Kellertür!

Die führen auch mittlerweile ein Eigenleben und machen einen guten Job! Sie sind die Ersten, die Beachtung brauchen und Wertschätzung! Und wenn sie Vertrauen fassen, dass der Zorn nach seiner Befreiung ein gutes Zuhause bekommt, wagen sie allmählich, locker zu lassen. Sie bleiben wachsam, sind misstrauisch. Im Alltag gibt es viele Anlässe, das Fühlen kleiner zu machen. Sie brauchen Zeit und ein Gefühl von Stabilität und einem guten Umgang mit „schlechten“ Gefühlen – dann lassen sie allmählich die Türe einen Spalt aufgehen und eure Blicke – deine Wut und du – dürfen sich begegnen.

Und langsam könnt ihr euch kennenlernen, die Vergangenheit und die Trennung betrauern. Langsam wird es friedlich im Herzen und du spürst, dass deine Wut nicht dein Feind ist, sondern dir hilfreich zur Seite steht, wenn du sie brauchst.

Wohlgemerkt: sie richtet sich nur  gegen dich, wenn du sie ablehnst und sie bekämpfst! Wenn sie neben deiner Liebe ihren Platz bekommt, dann hilft sie, dir in deiner natürlichen Autorität deine Welt zu ordnen, Klarheit zu schaffen und deine Ausrichtung zu finden.

Lerne deine Wut kennen – kreativ und liebevoll! Ich unterstütze dich gerne dabei.