Hier beschreibe ich ein wenig von dem theoretischen Hintergrund. Theorie schafft Zusammenhänge und spannt größere Bögen – unsere Zusammenarbeit jedoch ist ein lebendiger Prozess! Es geht dabei um unsere Begegnung und unseren Kontakt hier und jetzt.

Der Begriff Gestalt bedeutet in diesem Zusammenhang „Ganzheit“ oder „Einheit“ im Sinne von vollständig oder abgeschlossen.

Eine zentrale Frage in der Gestalttherapie ist, inwieweit Sie Kontakt zu Ihren eigenen Bedürfnissen haben, sie bewusst und klar spüren und ihnen folgen bis Sie zufrieden sind. Wenn Ihr Kontakt zu wichtigen Bedürfnissen gestört oder unterbrochen ist, befinden Sie sich in der permanenten Situation, einen Mangel auszugleichen. Dabei kann es darum gehen, etwas zu bekommen, wie beispielsweise Ruhe, Körperkontakt, Bewegung, Körperwärme, Liebe, Austausch mit einem anderen Menschen. Es kann sich auch darum handeln, etwas auszudrücken wie beispielsweise Ärger, Ekel, Freude oder Mitgefühl, um ein Erlebnis abschließen und integrieren zu können.

Zwischen dem Bedürfnis und der ausbleibenden Erfüllung besteht eine Spannung, die Sie in Ihrem Alltag vermutlich unterschwellig ständig beschäftigt und beeinträchtigt und kann dauerhaft zu körperlichen Symptomen führen. Das ist das unabgeschlossene Thema, die offene Gestalt.

In unserer gemeinsamen Arbeit erforschen wir diese Spannung und Sie entdecken darin, um welches Bedürfnis es Ihnen tatsächlich geht. Sie finden Ihren Weg und die Fähigkeit, Ihr Bedürfnis zu erfüllen und sich zu entspannen. Sie können das Thema (= unerfülltes Bedürfnis oder offene Gestalt) abschließen und die darin gebundene Lebensenergie steht Ihnen wieder zur Verfügung.

Der bewusste Kontakt miteinander

Im Mittelpunkt der Gestalttherapie steht unser Kontakt in der gegenwärtigen Begegnung, eben unsere Begegnung hier und jetzt, in der wir uns aufeinander beziehen. In diesem Kontakt und vor dem Hintergrund Ihres Anliegens entwickelt sich der therapeutische Prozess, dessen Verlauf und Dynamik stets neue Überraschungen bieten kann.

Ein Kontakt im Sinne der Gestalttherapie lebt unmittelbar von der bewussten Wahrnehmung oder dem Gewahrsein. Kontakt kann es nur zu Empfindungen geben, die tatsächlich jetzt und hier entstehen. Zu Ereignissen, Empfindungen und Gefühlen in der Vergangenheit oder Zukunft kann kein Kontakt entstehen – das eine sind Erinnerungen und das andere sind Vermutungen.

Ihre Gefühle bekommen Zeit und Aufmerksamkeit

In der Gestalttherapie geht es darum, Ihren Gefühlen Raum, Zeit und Aufmerksamkeit zu geben, die Ihr gegenwärtiges Leben belasten. Belastung bedeutet hier, dass ein vergangenes Erlebnis so überwältigend war, daß die begleitenden Gefühle unerträglich stark waren und Sie sie sozusagen auf ein Abstellgleis geschoben haben. Möglicherweise werden Sie seither immer wieder von ähnlichen Gedanken und Empfindungen heimgesucht. Sie sind jedoch verwirrend oder führen Sie endlos im Kreis, weil das ursprüngliche Ereignis bis in die Gegenwart nicht verarbeitet ist. In Ihrem alltäglichen Leben können sich die „unerledigten Geschäfte” durchaus störend und destruktiv auswirken, auch in Ihren Beziehungen und Freundschaften.

Wenn solche Gefühle allmählich und in angemessener, achtsamer Weise aus ihrem Schattendasein befreit werden, zeigen sich oft die Zusammenhänge zu den unverarbeiteten Erlebnissen aus der Vergangenheit. In dem gegenwärtigen bewussten Annehmen, Durchleben und Loslassen dieser Gefühle können Sie die zurückliegenden Erlebnisse integrieren und Ihr Gemüt und Körper dürfen sich wieder entspannen.

Die Gestalttherapie entstand im Geist des Humanismus bzw. der humanistischen Psychologie, ebenso wie deutlich später die Autosystemhypnose, und wurde Mitte des vorigen Jahrhunderts von Fritz und Lore Perls begründet. Sie ist von zahlreichen philosophischen und psychologischen Lehren wie der Gestaltpsychologie, dem Konzept des Charakter- und Körperpanzers von Wilhelm Reich, der Phänomenologie, dem Existenzialismus, der Feldtheorie, dem Psychodrama u.a. bis hin zur strukturellen Körperarbeit von Ida Rolf beeinflusst.

Über Gestalttherapie gibt es viel Literatur und Quellen im Internet. Als Beispiele sollen hier dienen:

Buchauszug Erhard Doubrawa / Stefan Blankertz: Einladung zur Gestalttherapie
Online-Zeitschrift ‘Gestalttherapie’
Deutsche Vereinigung für Gestalttherapie (DVG)